Völklinger Hütte

Völklinger Hütte

Völklinger Hütte

Kunst im UNESCO Weltkulturerbe

Hochofengruppe mit Erzschrägaufzug in Rostrot

Industriekultur

Für alle Liebhaber von abgerockten Industriegebäuden, ästhetischen Fabrikruinen und Architektur im Lost-Place-Style ist ein Ausflug in das Eisenwerk Völklinger Hütte im Saarland genau das Richtige. Schon von Weitem ist das Gelände, auf dem das UNESCO Weltkulturerbe steht, ein echter Hingucker. Sechs Hochöfen überragen in einem Gewirr aus Rohren, Schloten, Winderhitzern und Arbeitsbühnen die zahlreichen Hallen, die für die Verarbeitung von Eisen zu Stahl nötig waren.

Als Highlight auf der Tour durch die gesamte Anlage kann die Hochofengruppe sogar bestiegen werden. Ein paar Außentreppen führen auf die große Aussichtsplattform über den Hochöfen, die einen Ausblick über das gesamte Areal ermöglicht. Alles in einem grau-braun-roten Industrie-Chic und gut erhalten!

Öffnung des Hochofens mit Gleissystem für Hängebahnwagen
Treppen auf die Plattform auf der Hochofengruppe
Gewirr aus Rohren, Arbeitsbühnen und Stahlträgern
Ausblick von den Hochöfen
dunkle Industriehalle mit den Umrissen einer Person
Detailaufnahme von alter Maschine

Öl, Schweiß und Tränen

Als Besucher wird man durch die gute Beschilderung von Halle zu Halle und Etage zu Etage gelotst. Es ist abwechslungsreich und es gibt irrsinnig viel zu entdecken. Da wir für die Besichtigung insgesamt 5 Stunden gebraucht haben, war uns die Multimedia-Pause in der Sinteranlage sehr willkommen. Kurze Rast für die Füße und im dargebotenen Film die Arbeitsschritte, die hier stattgefunden haben, besser verstehen. Wenn ich mir vorstelle, unter welchen Bedingungen die Menschen hier gearbeitet haben, bin ich ganz schön froh über meinen sauberen, wohltemperierten Platz im Büro. Hier in der Völklinger Hütte ist alles voller schwerer Maschinen, Rohre, Stahl und es riecht nach Öl und harter Arbeit.

Bilderserie mit industriellen Aufnahmen aus der Vogelperspektive

Industrie und Kunst im Dialog

Aber auch Kunst- und Kulturinteressierte kommen hier auf ihre Kosten. Das Industriedenkmal bildet mit zahlreichen Ausstellungsorten auf dem Gelände eine spannende Umgebung für verschiedenste Kunstwerke und ist auch Veranstaltungsort von Festivals und Konzerten. Zwischen gigantischen Schwungrädern in der Gebläsehalle, kahlen Stahlbeton-Wänden in der Möllerhalle, in den dunkeln Tiefen der Sinteranlage und draußen im grünen Paradies, ist das Thema Kunst allgegenwärtig. Die rauen Industrie-Räume erschaffen durch den interessanten Kontrast einen perfekten Rahmen für Street Art, Graffiti, Leinwand, Skulptur, Video und Fotografie.

THE WORLD OF MUSIC VIDEO

Die Gebläsehalle gleich neben dem Eingang beherbergte von 22.1 bis 16.10.2022 eine Ausstellung zum Thema Musikvideo – mit einer Vielzahl an unterschiedlich großen Leinwänden. Die Besucher werden mit Media-Guide-Systemen ausgestattet und können zwischen monströsen Schwungrädern und imposanten Gebläsemaschinen in diese multimediale Ausstellung eintauchen. Beim Annähern an die jeweilige Leinwand wird automatisch die Musik zu den Musikvideos aus den letzten Jahren und Jahrzehnten abgespielt.

Leinwände mit Musikvideos in einer Gebläsehalle
knallbuntes Ölgemälde einer Frau mit aufblasbaren Schwimmreifen

URBAN ART BIENNALE

Alle zwei Jahre findet im Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Urban Art Biennale statt. Auf dem gesamten Gelände stolpert man immer wieder über Street Art. Die Möllerhalle, die ursprünglich als Lagerstätte für die Ausgangsmaterialien Eisenerz, Sinter, Schrot und Kalk genutzt wurde, ist heute ein einmaliger Ausstellungsraum.
Die Kokerei ist mittlerweile ein von der Natur zurückeroberter Ort, der Paradies genannt wird. Eine großartige Mischung aus Industrie und Natur, mit einer Vielzahl an Graffitis an halbverfallenen Wänden und Fassaden. Die Vereinnahmung des Areals durch die Natur ist eine grüne Wohltat für die Augen. Und mitten drin stößt man auf den 10 Meter hohen KingKong von Ottmar Hörl. Wild!

Kunstwerke in einer Industriehalle
schwarze Gorilla-Skulptur
Porträt einer marokkanischen Töpferin an der Wand

Zur Zeit wird gerade der Wasserhochbehälter umgestaltet und voraussichtlich 2023 als das zentrale Eingangsgebäude für die Völklinger Hütte eröffnet.
Es ist einen Ausflug wert!

Weitere spannende Beiträge zum Thema Industriekultur gibt es in unserem BETAblog.

Wasserhochbehälter
Verstaubte Industriehalle mit "The-End"-Schriftzug
Zeche Zollverein

Zeche Zollverein

Zeche Zollverein

Die schönste Zeche der Welt

Ein schon lange ausstehender Besuch hat uns nach Essen in die Zeche Zollverein geführt. Wo früher wohl alles mal von Kohle schwarz war ist es heute grün! Hohe Bäume umragen die gigantischen Bauten aus dem letzten Jahrhundert. Das längste davon, die Kokerei ist 600 Meter lang. 324 Öfen, jeder davon 1300° heiß, 24 Stunden, 365 Tage im Jahr. Brutal. Genauso brutal muss dort die Arbeit gewesen sein. Heute fast nicht mehr vorstellbar. Es bläst ein frischer Wind und hin und wieder gehen Regenschauer über uns hinweg. Ab und an lässt sich die Sonne blicken. Die haben wohl die Arbeiter, die in den 12 Schächten und 1000 Meter tiefer in den Wintermonaten fast nie gesehen, wenn sie das schwarze Gold aus dem Berg geholt haben.

Der Ort ist wahrlich ein Denkmal, beeindruckend diese alte Industrie-Architektur, mit den weit sichtbaren Fördertürmen- und Bändern, Schornsteine, riesige Gebäude, die nur für ihre Funktion da sind, die Backsteine, Stahl, Eisenbahn, Rost, hier und da ein paar Buchstaben und Zahlen zur Orientierung. Hier kann man Stunden verbringen, auch mit dem Fahrrad hindurchfahren. Abends wird es toll beleuchtet, es finden Veranstaltungen statt, es gibt sogar ein Schwimmbad. Wenn da kein Corona wäre. Im Kesselhaus befindet sich das Red Dot Design Museum, welches wir aus zeitlichen Gründen leider nicht mehr geschafft haben zu besuchen. Ich bin mir aber sicher, dass nächste mal wird es nicht so lange dauern bis wir wieder hierher kommen.

Zeche Zollverein Essen Förderbänder
Zeche Zollverein Essen Förderturm

Seit 2001 ist die Zeche Zollverein UNESCO-Welterbe. Es gibt mehrere Führungen, Corona-bedingt leider nur zwei und die sind gekürzt, aber trotzdem super spannend. Unbedingt machen. Darüber hinaus gibt es diverse Ausstellungen, das Ruhr Museum, Red Dot Design Museum, Verpflegungseinrichtungen und eben 100 Jahre Industriekultur.

Weitere spannende und ungeschönte Photographien aus dem Ruhrpott finden Sie in unserem Blogbeitrag über Till Brönner.

Till Brönner – Melting Pott

Till Brönner – Melting Pott

Till Brönner

„MELTING POTT“

Galerie mit Exponaten im Bereich Wohndesign

MKM MUSEUM KÜPPERSMÜHLE FÜR MODERNE KUNST, DUISBURG

Auf unserem Weg durchs Ruhrgebiet haben wir uns entschieden, nach langer Zeit mal wieder im Museum Küppersmühle in Duisburg reinzuschauen. Bei tristem Wetter sind wir am Binnenhafen angekommen, ringsum Baustellen. Neben modernen Büro- und Wohnbauten erhebt sich der riesige und mehrfach erweiterte Backsteinbau von der Jahrhundertwende. In guter Erinnerung freuen wir uns auf den Besuch und wir werden von der Ausstellung Melting Pott von Till Brönner nicht enttäuscht!

Holzkonstruktion mit Badewanne zum Färben von Stoffen

Ein Besuch lohnt sich

Auf Ebene 1 wurden aktuelle Photographien von Till Brönner gezeigt. Auf den Ebenen 2 und 3 befindet sich die Sammlung. Dort sieht man alle deutschen „Superstars“ der Kunstszene: Lüpertz, Richter, Penck, Baselitz und Kiefer, die ZERO gruppe um nur einige zu nennen.

Das Museum ist aus der Sammlung von Hans Grothe hervorgegangen, von den aus Darmstadt stammenden Sammlern Stöhrer zu einer der größten Sammlung deutscher Nachkriegskunst erweitert. Tolle große Räume, tolle große Werke. An manchen Stellen haben die Architekten (Herzog & de Meuron) einen langen Schlitz gelassen, der den Blick in den verregneten Hafen freigibt und etwas Tageslicht hinein lässt. Es lohnt sich also in jedem Fall, für einen Besuch hierher zu kommen.

Holzkonstruktion mit Badewanne zum Färben von Stoffen
Stahlkonstruktion mit bunten Kunststofffolien

Der Pott – ganz schön ungeschönt

Die aktuelle Ausstellung von Till Brönner zeigt sein Revier: der Pott und er zeigt ihn ungeschönt. Ganz nah, direkt und mittendrin. Es sind die Menschen, die Städte, Straßen und Häuser aber auch Details. Vermutlich mag auch er wiederkehrende Muster. Sein zentrales Motiv – aus dem Pott nicht wegzudenken – der Bergbau mit seinen Zechen, dem Stahl und den Arbeitern.

Till Brönner ist bekannt als deutscher Jazztrompeter, unterrichtet diese auch als Professor und photographiert seit einigen Jahren erfolgreich. Seine doch teilweise sehr unterschiedlichen Bilder ergeben in der Ausstellung ein Ganzes und zeigen das Ruhrgebiet wie es ist. die Natur und der alte Industriebau, Arbeiter und bekannte Künstler, Stahlarbeiter und Schalkefans. Die abwechslungsreichen Eindrücke, die er mit seiner Kamera eingefangen hat, stehen für die Vielseitigkeit seiner Heimat. Auch wenn Till Brenner mittlerweile in Berlin und Los Angeles lebt, spürt man seine Verbundenheit zum Pott. Gelungen und unterhaltsam anzusehen. Die Zukunft wird zeigen, ob er seinen Stil weiter festigt und sich als Photograph etabliert. In jedem Fall hat die Ausstellung Spaß gemacht!

Weitere Photographien mit altem Industriecharme aus dem Pott finden Sie in unserem Blogbeitrag zur Zeche Zollverein.

Holzkonstruktion mit Badewanne zum Färben von Stoffen