Metropolink 2021

Metropolink 2021

Metropolink Festival 2021

Besucher eines Streetart-Festivals

Metropolink Gelände in Heidelberg

In diesem Jahr hatten wir den Eindruck, dass das Metropolink Festival im Außenbereich etwas kleiner ausgefallen ist. Sprich weniger neue Werke entstanden sind. Dafür hatten wir aber das Glück, einen Blick nach Innen werfen zu können. Im alten PX-Gebäude der Kaserne wurde den Graffiti- und Streetart-Künstlern ein Bereich zur Verfügung gestellt, in dem sie sich gestalterisch austoben dürfen. Dort entstehen immer wieder neue Werke und alte werden übermalt. Nicht ist stetiger als Veränderung. Außerdem gibt es einige Wände und kleine Räume, in denen Künstler auch ihre – unter Streetartists umstrittenen – kleineren Werke auf Leinwand, Papier oder ähnlichem zum Kauf anbieten können. Denen fehlt leider meist die Wirkung der großen Fassadenmalereien.

dreidimensionale Streetart

@bondtruluv

Dreidimensionaler Effekt

Besonders aufgefallen ist uns Bond Truluv, dessen Werke eine erstaunliche 3D-Wirkung haben und zusätzlich mit dem Smartphone und mittels Augmented Reality zum Leben erweckt werden können. Der Mann gibt Gas! 

Graffiti mit 3D Kugeln und abstrakten Formen

@bondtruluv

T  Y  P  O  G  R  A  F  I  E – mit Wirkung

Unter Freunden spannender Typografie könnten auch die Werke von Stohead für Begeisterung sorgen, welche selbst auf den kleinen Formaten für Zuhause super ausschauen. 

Knallrote Wandkunst über eine Ecke

@senor_schnu

Typografische Streetart mit verronnener Farbe

@stohead

Buntes collageartiges Mural

@samydeluxe
@markus_wow123_genesius
@sweetunograffsport

Explosion als Graffiti in gelb und orange

@sw_illustration_motion

Schichtarbeit

Meister komiklastiger Schichtarbeiten für die heimische Wand, wobei das Wort „Schichtarbeit“ hier eine völlig neue Bedeutung erhält, ist Simon Walter. Die kleinen Szenen springen einem geradezu an. Ein Plakat ist eine Fläche, die ins Auge springt!

Für uns hat sich der Besuch gelohnt, wir kommen sicher auch im nächsten Jahr wieder. Etwas Luft nach oben ist leider bei der Website zum Festival, die den Besucher doch eher spärlich mit Informationen versorgt … irgendwas ist ja immer.

schwarz-weißes Graffiti an Hauswand

@we.n.u

BANKSY in Heidelberg

BANKSY in Heidelberg

BANKSY in Heidelberg

alles nur geklaut?

The Mystery of Banksy

Ziemlich spontan haben wir uns entschieden die BANKSY-Ausstellung „The Mystery of Banksy“ in der Heidelberger Halle 02 anzuschauen.

Wer ist denn dieser BANKSY? Jeder kennt ihn und doch eigentlich niemand. Um genau zu sein kennt man seine Streetart-Kunst, die häufig auf ironisch-witzige Art auf politische und gesellschaftliche Missstände aufmerksam macht. Bekannt geworden ist er mit seiner schnellen Schablonen-Graffiti-Technik um die Jahrtausendwende in England. Man ist sich wohl ziemlich sicher, dass er aus Bristol stammt. Alles andere ist Spekulation. Und seine Werke tauchen ab da überall auf der Welt auf. Echt sind diese nur, wenn er Sie auf seiner Website postet. Und das ist auch ein Teil seiner Kunst. Er selbst bleibt in der Anonymität. Von dieser aus kann er frei agieren.

Graffiti mit Jagd auf leere Einkaufswagen
Skulptur einer roten Telefonzelle

Vielfalt in der Ausstellung

Was BANKSY sicherlich mit ausmacht, sind die vielfältigen Wege seine Kunst auszudrücken: Graffiti, Ölgemälde mit kitschigen Rahmen, Aktionen auf der Straße, wo er seine Werke zu Spottpreisen verkauft oder sogar ganze Themenparks aufbaut. Seine Kunst verbreitet sich dann — auch durch seinen Kultstatus — rasend schnell durch alle Medien bis in die Tagesschau.

Genau dieses Phänomen BANKSY wird in der Ausstellung aufbereitet. Man lernt seine Kunst und sein Wirken in den letzten 25 Jahren witzig und teilweise monumental aufbereitet kennen. Die Macher der Ausstellung haben sich große Mühe gegeben den Parcours durch die Ausstellung spannend und abwechslungsreich aufzubereiten. Jedes Werk wird erläutert, Filme laufen, große Werke sind an die Wand gesprayt, Skulpturen wurden geschaffen bis hin zu einer begehbaren U-Bahn. Auf jeden Fall sehr unterhaltsam.

Graffiti von BANKSY mit Schablonentechnik
Schablonentechnik von BANKSY
Gemälde, Skulpturen und Streetart von BANKSY
U-Bahn in der BANKSY Ausstellung

Gut kopiert

Etwas schade ist nun, dass die vielen gerahmten Werke keine originalen Drucke sind. Diese gibt es bei Sammlern, die das Glück hatten eines der seltenen Stücke zu erwerben. Die Preise dafür steigen mittlerweile ins Unermessliche. BANKSY-Werke haben bisher alleine in diesem Jahr für 125 Millionen US-Dollar Umsatz auf dem Kunstmarkt gesorgt. „Girl with Balloon“ an der Spitze wurde für 2,8 Mio. US$ versteigert. Nehmen wir nun mal an, dass alleine die Kosten für die Sicherheit dieser Werke zu hoch wären, dann kann man nachvollziehen, dass es keine Originale zu sehen gibt. Wer weiß denn schon, ob er vor der original Mona Lisa im Louvre steht oder einer guten Kopie?

Girl with Balloon von BANKSY
Videoinstallation in der BANKSY Ausstellung

Welcome to the giftshop

Ganz nach amerikanischem Vorbild wird man dann am Ende der Ausstellung automatisch durch den „Giftshop“ geleitet. Dieser ist voll mit Plunder, auf welchem BANKSY-Motive billig aufgedruckt sind, ohne jegliche Rechte an den Künstler zu begleichen. Da wird es sehr fraglich und aus unserer Sicht werden hier Urheberrechte gewaltig mißbraucht. Auf Nachfragen bei der Ausstellungsleiterin wird das dann folgendermaßen begründet: Da BANKSY seine Identität nicht Preis gibt, hat er auch keine Rechte und damit darf jeder alles verwenden. Das kann doch nicht sein.

Nur weil jemand in der Öffentlichkeit nicht auftritt, ist er sehr wohl als Urheber existent und Menschen wie Steve Lazarides, ein früher Begleiter, kennen die Person dahinter. Unsere Vermutung ist, dass BANKSY den medialen Nutzen dahinter sieht und ihm die vielen Rechtsstreite schlichtweg zu lästig sind. Warum soll er sonst zulassen, dass ihm die Urheberschaft bspw. an „Girl with Balloon“ gerichtlich aberkannt wird, wenn es doch zweifelsfrei von ihm ist? Die neuen Medien gehen eben ihre eigenen Wege. Hoffen wir, dass BANKSY uns noch mit vielen neuen Ideen überraschen und begeistern wird und außerdem die Ausstellung hoffentlich auch der Halle 02 über die Corona-Pandemie hinweg geholfen hat, die fehlenden Events auszugleichen.

Zum Abschluss unseres Besuchs in Heidelberg gab es noch ein verdammt leckeres Bio-Eis bei Gelato-Go, yamm!

Guggenheim meets Elíasson

Guggenheim meets Elíasson

Guggenheim Bilbao

       meets

Ólafur Elíasson

Roadtrip

Es hatte sich der glückliche Umstand ergeben, spontan einem 6-tägigen Roadtrip von Porto zurück in die Heimat beizuwohnen. Es war eigentlich eine Bus-Überführung, bei der ich mich kurzfristig als blinder Passagier eingeschlichen habe. Entlang der 2400 km langen Strecke gab es so einiges zu entdecken. Neben den vielen Portweinkellereien, Weingütern, leckeren Weinproben und kulinarischen Verköstigungen konnte nach dem steilen, kurvigen und von Weinreben bewachsenen Douro-Tal der kulturelle Abstecher nach Bilbao nicht fehlen. Betactive meets Guggenheim meets Elíasson.

Architektur aus organischen Freiformen
Text und dekorative Elemente auf einer Motorhaube

Der Bilbao-Effekt

In Bilbao durfte vor ein paar Jahren ein alter Bekannter das etwas triste Industrie-Stadtbild mit einem wirklich abgefahrenen Museumsbau aufwerten. Kein geringerer als Frank Gehry (ich glaube er lässt derzeit das „O.“ weg) durfte 1993 der Guggenheim Foundation sein Konzept präsentieren. Nach erstaunlich kurzer Bauzeit von 4 Jahren wurde im Herbst 1997 die Hütte feierlich eingeweiht. Seither hat sich die Stadt durch den gigantischen Kunst-Magneten gewaltig gemausert was auch Bilbao-Effekt genannt wird. Unbedingt sehens- und erlebenswert ist die Innenstadt mit alten Prachtbauten, vielen Geschäften, engen Gassen und unzähligen Pintxo-Bars, obwohl die restriktiven spanischen Corona-Regeln derzeit leider den Spaß schon einschränken. Zu den spanischen Tapas trinkt man am besten Rioja. Das Anbau-Gebiet liegt übrigens unweit von Bilbao. Leider hat der Weg uns, zumindest dieses Mal, nicht dorthin geführt.

Text und dekorative Elemente auf einer Motorhaube
Bunt bemaltes Haus in Türkis und Rot

komplexe Konstruktion

Das Guggenheim Museum selbst streckt sich am Fluß Nervión entlang mit verschiedenen, in sich verdrehten Ebenen, Dächern und Winkeln. Die Struktur des gesamten Baus ist sehr komplex und man findet wenige rechte Winkel – aber es gibt sie. Allerdings ist trotz der fließenden, in sich verschobenen und verdrehten Architektur doch ein klarer Weg durchs Museum zu finden — ganz im Gegensatz zum deutlich jüngeren Pendant in Paris. Auf drei Etagen befinden sich die Ausstellungen.

Aber schon an der Uferpromenade auf dem Weg zum Museum stößt man auf diverse Skulpturen der Superstars aus dem 20 Jahrhundert: Jeff Koons, Anish Kapoor oder Thomas Schütte vorne dabei. Im Erdgeschoß ist eine ganze Halle dem gigantischen, begehbaren Werk von Richard Serra gewidmet. Wow. Gleich mehrere seiner riesigen Stahl-Ellipsen darf man dort durch- und umlaufen. Gegenüber hat einer meiner besonderen Lieblinge einen Raum bespielen dürfen: Jenny Holzer mit einem ganzen Rudel an Lichtlaufbändern, die zum Himmel streben, und ihren einzigartigen Statements. Der gesamte Raum erstrahlt in blau und rot. Mega.

Kupferne gigantische Stahlellipsen
Kupferne gigantische Stahlellipsen
Durchgang mit Kunst an Boden, Wand und Decke
Durchgang mit Kunst an Boden, Wand und Decke
Fahrräder in der Draufsicht
sitzende Menschen bei Kunst-Festival

Guggenheim meets Elíasson

Und auf wessen Kunst treffe ich im 1. OG? Na die des derzeit fast omnipräsenten Ólafur Elíasson. Er ist heute in fast allen großen Sammlungen und Museen zu finden. Da fragt man sich, wie schafft er das? Ein wahres Genie der Selbstvermarktung. Mit seinem mittlerweile rund hundertköpfigen Team, das übrigens in Berlin seine Homebase hat, hat er eine ungewöhnliche Marke geschaffen. Seine Werke sind immer begeisternd und er beschäftigt sich mit der Natur und physikalischen Phänomenen wie Licht, Farben, Wasser, Nebel, Reflexionen und Bewegung.

Dies ist überlagert vom nachhaltigen Gedanken, auf Umweltzerstörung und den Klimawandel aufmerksam zu machen, was ihm meist beeindruckend gelingt. Beispielsweise mit der Bilderserie von isländischen Gletschern und dem schmelzenden Eis oder seinen gefärbten Flüssen. Große Bekanntheit hat auch seine Solarlampe für Afrika in Sonnenblumenform. Er schafft es Kunst und Natur zu verbinden. Mit das bekannteste Werk dürfte die riesige Sonne in der Tate London vor ein paar Jahren gewesen sein.

sitzende Menschen bei Kunst-Festival

Ein Erlebnis

In der Ausstellung in Bilbao sieht man einen Abriss bekannter Werke aus den unterschiedlichsten Schaffensbereichen. Angefangen mit vieleckigen Objekten, Spiegeln, Farbfolien und natürlich Licht, bzw. Lichtobjekte, die phantastische Effekte in den Raum zaubern. In die riesige Mooswand will man sich am liebsten hineinkuscheln. Einen Raum weiter wird es allerdings deutlich feuchter. Nebel steigt auf und Regenbogen spiegeln sich wider. Und wirklich monochrom wird es dann im „Room for one Color“ — ein echtes Erlebnis. Elíasson und das Guggenheim, bei Regen und Corona wohl kaum zu toppen.

Das Guggenheim hat natürlich noch weit mehr an großer Kunst zu bieten, aber irgendwann hat der Hunger gerufen und die Pintxos mit Rioja haben doch auch was verführerisches. Am nächsten morgen ging die Fahrt dann natürlich pünktlich weiter Richtung Frankreich. Bordeaux stand auf dem Plan!

Orange beleuchteter Raum mit Lichtröhren an der Decke
Metropolink 2020

Metropolink 2020

Metropolink Festival 2020

FESTIVAL FÜR URBANE KUNST in Heidelberg

Der öffentliche Raum als Kunstwerk

Streetart-Künstler aus ganz Europa durften auf dem Metropolink 2020 mit insgesamt 14 Graffiti oder auch sogenannten Murals die Wände in Heidelberg verschönern. Murals sind Wandmalereien im öffentlichen Raum, welche ursprünglich nationale, sozialkritische und historische Inhalte widerspiegeln. Derartige urbane Kunst und Kultur trägt zum Stadtbild und zur Stadtentwicklung bei und bringt so die Menschen auch in schwierigeren Zeiten näher zusammen. Die Straße wird in einen kreativen Raum verwandelt und alle Interessierten können internationale Kunst kostenlos und ohne Berührungsängste bewundern. Auf einer kleinen Entdeckungsreise quer durch Heidelberg lassen sich die kreativen Ideen der Street-Artists entdecken.

Das wohl prominenteste Werk im Heidelberg Bahnhof können nun täglich rund 45.000 Fahrgäste bewundern. Auf diese Weise sorgt es auch über die Region hinaus für Aufmerksamkeit. Geschaffen wurde es vom spanischen Künstlerduo PichiAvo und ist circa 165 qm groß. Expressiv, bunt und frei nach dem Motto„barocke Klassik trifft auf Graffiti“ ziert es die Nordfassade des Bahnhofs.

Bunt bemaltes Haus in Türkis und Rot
Text und dekorative Elemente auf einer Motorhaube
weißes Haus mit riesigem Gemälde eines Menschen mit Tierrock und Flügeln
kunterbunte, halbhohe Mauer mit einem großen Gesicht mit Kappe
Dunkelblaues Haus mit geometrischen Mustern darauf
Durchgang mit Kunst an Boden, Wand und Decke
Wandkunst in düsteren Farben mit Abbildung einer Einkaufstüte
Fahrräder in der Draufsicht

Patrick-Henry-Village

Die meisten Werke der Streetart-Künstler sind vermutlich auf dem Festival-Gelände am Patrick-Henry-Village zu bestaunen. Der neu entstehende Stadtteil entsteht aus einer ehemals amerikanischen Konversionsfläche. Dort werden die Menschen von der Vielfalt und Belebung durch Kunst im öffentlichen Raum profitieren. Denn die zahlreichen Graffiti, Skulpturen, Installationen und Events inspirieren, begeistern und faszinieren die Bewohner und Besucher. So gab es auf dem Metropolink 2020 neben abendlichen Lichtinstallationen, wie zum Beispiel „Digital Calligraffiti“ von Michael Ang, auch mächtig auf die Ohren. Darüber hinaus durfte in Workshops selbst Hand angelegt werden. 10 Tage Kunst auf dem Metropolink in Heidelberg im sonst trockenen Corona-Sommer waren für viele eine willkommene Abwechslung. Das Festival war fast immer ausverkauft, aber wegen der strengen Hygienevorschriften durften nur maximal 500 Besucher auf das Gelände. Dennoch is es schön, dass in Zeiten kultureller Trockenheit das Streetart-Festival stattfinden konnte. Die Corona-Pandemie tat der Freude an den Kunstwerken keinen Abbruch.

Wir freuen uns schon sehr auf die Werke im kommenden Jahr!

sitzende Menschen bei Kunst-Festival
Richard Jackson

Richard Jackson

Richard Jackson

UNEXPECTED UNEXPLAINED UNACCEPTED

Unser erster Museumsbesuch seit Corona ging in die Schirn nach Frankfurt. Ganz unerwartet zu Richard Jackson aus California. Mit Online-Ticket für ein vorausgewähltes Zeitfenster, Maske und einer groben Vorstellung wie viel 1,5 Meter sind, haben wir uns in der ersten Schlange noch vor dem Gebäude eingereiht. Auch ein Seniorenheim machte wohl einen Ausflug. Neben unserem Ziel läuft noch eine zweite Ausstellung zu alten Künstlerdamen, aha! Nach kurzem treppauf ging es in einer zweiten Schlange weiter und der Abstand schrumpfte auf eine Armlänge — vor Spannung — oder wieviel sind gleich anderthalb Meter?

In jedem Falle wurde am Ende der zweiten Treppe klar getrennt: Links die Senioren und geradeaus durften wir. Ja, sonst war da niemand. Wir hatten die komplette Ausstellung für uns. Phantastisch. Geradezu unexpected. Woran das liegen mag? Hierzulande ist Richard Jackson wohl wenig bekannt. Jenseits des Teich aber sehr wohl. Er selbst ist großer Fan von Jackson Pollock und seine erste Schaffensphase dem abstrakten Expressionismus angelehnt. Er wohnte einige Zeit mit Bruce Naumann zusammen in Pasadena und wurde von seinem Förderer Edward Kienholz in die Kunstwelt von LA eingeführt, ursprünglich studierte er Bauingenieurwesen in Sacramento.

MALMASCHINEN

Richard Jacksons Kunst kurz beschrieben: ein konzeptuell-humoristisch-expressiver Environment-Popart-Mix. Dabei ist ihm der Entstehungsprozess wichtiger, nicht das Endprodukt. Nach seiner expressionistischen Phase hat sich für ihn immer mehr der Malprozess erweitert, dabei sind mit der Zeit immer mehr Malmaschinen entstanden, welche er selbst konstruiert. Diese können ganze Autos oder sogar Flugzeuge beinhalten. Diese Maschinen versprühen dann exakt geplant, zufällig Farbe. Klingt verrückt? Ist aber so. Seine Installationen sind immer vielteilig, aufwendig hergestellt und (nicht nur) durch lebensgroße Glasfiberkomikfiguren auch sehr lustig. Einige seiner Werke hat er auch wieder zerstört, der Weg ist sein Ziel.

THE WAR ROOM

Auf der Ausstellung selbst werden fünf seiner „Rooms“ gezeigt, seit 2005 sind davon bisher zwölf entstanden. Seine Werke benötigen Platz und als erstes springen einem die überlebensgroßen Dagoberts ins Auge. Mit „The War Room“ hat er Jasper Johns monumentales Gemälde „Dymaxion Map“, basierend auf Buckminster Fullers idealistischer Weltkarte, wieder zurück auf einen Raum gefaltet und ringsum riesige Generäle in Entenform positioniert, die sich gegenseitig mit Farbe bespritzen — der Kampf um die knappen Ressourcen.

THE DINING ROOM

In „The Dining Room“ hat er eine häusliche Szene, wie aus einem Splatterfilm als eskaliertes Abendessen dargestellt. Der Papa hat sich mal so richtig Luft gemacht. Auch hier wurde über gesteuerte Kompressoren ganz gezielt Farbe zufällig verspritzt.

BED ROOM

„Bed Room“ ist die Weiterführung einer 25 Jahre älteren (und zerstörten) Version eines detailgetreu nachgebauten Schlafzimmers. Allerdings muss sich unter dem Bett eine Hydraulik befunden haben, welche das mit Farbe versehene Bett an der Decke rotieren ließ. Er hat schon früher die farbige Leinwand zur Wand gedreht, so entstanden seine „Wall Paintings“.

THE MAID’S ROOM

Eine Hommage an Marcel Duchamps Installation „In Étant donnés“ hat er mit dem voyeuristischen Raum „The Maid’s Room“ geschaffen. Was da mit dem Staubsauger abgegangen ist, will man nicht wissen.“… man muss sich den Entstehungsprozess selbst vorstellen“, sagt der Künstler.

THE DELIVERY ROOM

Ähnlich blutig geht es in „The Delivery Room“ zu. In einem Kreißsaal findet eine Entbindung statt. Allerdings schaut das ganze aus wie ein Massaker. Wofür die verspritzte Farbe steht dürfte klar sein. Hier wird in einem Kraftakt die expressionistische Maschinenmalerei geboren.

Der 1939 geborene Künstler versucht bis heute die Malerei zu erweitern und hat wohl sichtlich Spaß dabei. Wenn gleich ihm klar ist, dass alles eine Lebensdauer hat, er irgendwann sterben wird und mit ihm dann auch seine Kunst! Nun ja, hoffentlich bleibt doch einiges davon erhalten. Tolle Ausstellung mit inspirierenden Werken. Unerwartet eben.