Roy Lichtenstein

Roy Lichtenstein

Roy Lichtenstein

Albertina

Panorama der New Yorker Weltausstellung mit Druckpunkten und Rastern

„Zum 100. Geburtstag“ hat die Albertina dem Meister der gepunkteten Raster eine fette Party geschmissen. Roy Lichtenstein gehört zweifelsfrei zu den Mitbegründern der Pop-Art. Bestenfalls Andy Warhol ist noch ein halbes Prozent bekannter, im hinteren Odenwald. Von dreißig der namhaftesten Museen wurden Werke in Österreichs Donau-Metropole eingeflogen. Anlass war die Schenkung von 100 Werken der Roy Lichtenstein Foundation an die Albertina. In Summe also kein Wunder, dass hier ein gigantisches Fest gefeiert wird, entsprechend sind die Besucherströme.

Vom Expressionismus übers Kaugummi

Vom Beginn in den 1960ern werden alle Phasen des Lebenswerks von Roy Lichtenstein nachgezeichnet. Wobei er seinem Prinzip, die Werke wie Comicstrips drucktechnisch aufzurastern und somit zu reduzieren, treu geblieben ist. Nur die Inhalte haben sich in den Schaffensphasen geändert. Später hat Lichtenstein auch Skulpturen verwirklicht, die ebenfalls unverkennbar seine Handschrift tragen.

Die ersten Jahre nach seinem Studium waren schwierig und von wenig Erfolg geprägt. Er malte zu diesem Zeitpunkt vorwiegend expressionistisch. Aus Verzweiflung begann er Comic-Figuren zu zeichnen, die er zum großen Teil wieder übermalte. Daraufhin hatte er die Idee Kaugummibilder großformatig zu produzieren, begann die Drucktechnik zu imitieren und verwendete Sprechblasen. Das erste Resultat war „Look Mickey“. Sein Stil war geboren.

weiße Pfeilerhalle mit bunten, großen Kunstwerken
Öl und Acryl auf Leinwand, Comic-Bild zweier Küssender mit Druckpunkte-Raster

Pop-Art

Zeitgleich hatte Andy Warhol Ähnliches produziert, aber als er Lichtensteins erste Werke sah, war er kurzfristig umgeschwenkt. Beide vereint, dass Alltägliches in die Kunst Einzug erhalten hat und das auf sehr plakative, reißerische Weise. Mit Werbemotiven und Comicstrips. „Kunst ist das was uns täglich umgibt.“ (Zitat Roy Lichtenstein). Die Flut an Werbung, welche in den aufstrebenden, hochkommerziellen Wirtschaftsjahren nach dem Krieg entstanden ist, war für ihn das Wesen seiner Zeit. Dies erforschte er und arbeitete es ironisch, bspw. mit den Klischees von Männlich- und Weiblichkeit, und später aber auch immer kritischer auf.

Kunstwerk mit Gesicht einer Frau und angeschnittenem Mann im Comic-Look mit Sprechblase

Aufgeblasen

Roy Lichtenstein vergrößerte im Grunde kleine Comics oder Zeichnungen aus der Werbung um Vielfaches. Sodass die winzigen Ben-Day-Dots, das Raster aus der Drucktechnik um andere Farben zu erzeugen, zu eigenen Flächen, seinem markanten Raster wurden. Selbige malte er mit Hilfe von Schablonen. Punkt für Punkt. Die Technik optimierte er mit der Zeit. Je besser der Punkt, desto später das Werk.
Er liebte emotionale Motive, die er dazu noch stark beschnitt um das gesamte aufs Maximum zu minimieren. „Radical flatness“ in der Kunst genannt. Außerdem zitierte er gerne kunsthistorische Werke. Er war großer Fan von Picasso.

Riesiges Kunstwerk mit Frauen am Strand mit Druckpunkten, Schraffuren und Raster
Ausstellungsraum mit bunten, grafischen Bildern an weißen Wänden

Die Maler-Maschine

Spannend ist, dass Lichtenstein komplett auf eine eigene Handschrift verzichtete, indem er vorhandene Motive akribisch nachmalte, gleichzeitig jedoch einen absolut unverkennbaren Stil entwickelt hatte. Eben auch dadurch, dass er die vorhandenen Motive nochmal stärker auf Farbflächen reduzierte. Im Prinzip malte er wie eine Maschine. Er nannte sich selbst auch „Bild-Duplikator“. Alles was seine Expressionisten-Kollegen zum Ausdruck bringen wollten, schnitt er ab. Seine Werke plante er penibel mit Zeichnungen und Collagen.

Gemälde aus Öl- und Acrylfarbe mit Bleistift einer Kristallschale mit buntem Obst

Am Ende steht der Anfang

Über die Jahre veränderte er seine Motive immer wieder, kam von Stilleben auf immer mehr Werke der Kunstgeschichte und verarbeitete diese auf seine ihm eigene Art- und Weise. Er zitierte heiter aus unterschiedlichen Richtungen der Kunst. Somit hatte er aus allen Kunstströmungen sein eigenes Museum geschaffen. Am Ende seines Schaffens kam er nochmal an die Anfänge zurück und begann Möbelkataloge in riesige Gemälde zu verwandeln. Vorbild waren hier mal wieder Picassos monumentale Werke und da tauchen auch die jungen Mädels wieder auf … wenn das kein Grund ist einen Abstecher nach Wien zu machen. Und leckeren Apfelstrudel gibt es fast an jeder Ecke.

Sehens- und lesenswert sind auch die Beiträge zu Katharina Grosse und Joel Sternfeld, die wir zeitgleich in der Albertina bestaunen durften.