Joel Sternfeld

Joel Sternfeld

Joel Sternfeld

American Prospect

Überrascht hat uns die Ausstellung „American Prospect“ von Joel Sternfeld, einem Photographen, der bis dato nicht auf unserem Radar war. Sternfeld ist mit der beginnenden Farbphotographie in den 1970er Jahren an den Start gegangen. Er hat es geschafft seinen eigenen Stil zu finden und sich von der bis da gängigen, ausschließlichen schwarz-weiß Photographie und deren markanter Stilistiken zu lösen. Die Bildentwicklung war damals noch sehr aufwendig und kostspielig. 

Blick auf Ausstellungswand mit drei Photographien von Szenen aus Amerika
Photographie eines Feuerwehrmannes der Kürbisse kauft, während im Hintergrund ein Haus brennt

Irgendwo in Amerika

Seine Motive findet er überwiegend in den USA. Sie zeigen meist Szenen des amerikanischen Alltags, mit sozialem und politischem Hintergrund, die konzipiert sind und doch wie zufällige Momentaufnahmen daherkommen. Häufig mit atemberaubenden Landschaften. Und gerne skurril mit ironisch unterschwelligem Humor versehen.

Er macht auf soziale Missstände aufmerksam, wie Rassismus oder zeigt einen kürbiskaufenden Feuerwehrmann vor einem brennenden Haus im Hintergrund. Verschiebt entscheidende Bildinhalte vom Vorder- in den Hintergrund. Er untersucht die unterschiedlichen Formen des (amerikanischen) gesellschaftlichen Zusammenlebens unter politischen, ökologischen und religiösen Aspekten.

Bis ins kleinste Detail

Seine Photographien sind von sensationeller Brillanz, Tiefe und Detailreichtum, was auf die Verwendung einer Großformatkamera zurückzuführen ist. Für die Serie American Prospects erhielt er zwei Guggenheim-Stipendien. Er unterrichtet Kunst- und Kulturgeschichte in Yonkers, New York.

Photographie von Hausangestelltes aus den 80er Jahren, die auf den Bus warten
Skurriles Photo von einer Familie auf einem Staudamm
Aufnahme einer öden Landschaft mit einer Person im Vordergrund und einem hügeligen Berg weit in der Ferne

Freue mich mehr von ihm zu sehen, wann und wo auch immer! Augen offen halten.

Yoshitomo Nara

Yoshitomo Nara

Yoshitomo Nara

Albertina Modern in Wien

All my little words

No No No! Manchmal hat man Glück. Messebedingt stand mal wieder ein Ausflug bevor. Nach Wien sollte es gehen. Wenn man sich auf solch eine kleine Reise begibt und dann noch in die zur „lebenswertesten Stadt“ gekürte österreichische Provinz des (zumindest noch teilweise) grünen Planeten, dann möchte man ja auch etwas sehen und erleben. Tja und wer stellt da aus? Die erste Ausstellung in Europa seit vielen Jahren: Yoshitomo Nara. Von seinen kleinen garstigen Kinderzeichnungen bin ich schon sehr lange großer Fan.

Collageartiges Bild mit Fabriksgebäude und gelben Farbstreifen
Tuschezeichnung in Schwarz-Weiß

Nara ist in Japan mehr oder weniger als Schlüsselkind aufgewachsen und hat früh angefangen zu zeichnen. Inspiriert wurde der einsame Junge durch die amerikanische Country- und Rockmusik der siebziger Jahre, sowie vom aktuellen Zeitgeschehen, was er immer wieder in seinen Werken verarbeitet. Nach dem Master of Arts in Aichi ging er nach Düsseldorf um dort weitere fünf Jahre bei A. R. Penck zu studieren. Dann zog er gegen Süden. Nach Köln. In seinen Werken macht sich auch der europäische Einfluss bemerkbar. Anfang der 2000er kehrte er dann zurück in die Heimat nach Japan.

vier große, abstrakte Gemälde sichtbar in einem Spiegel
Abstrahiertes, vielschichtiges Gemälde in Schwarz, Weiß, Rot und grün

Mit grimmigem Blick

Keiner zeichnet subtiler Emotionen mit wenigen Strichen in das Gesicht kleiner Comicmädchen, die ihren Ursprung in Manga-Comics haben. Überhaupt kritzelt, zeichnet und malt er auf alles, was ihm in Hände kommt. Von Papierfetzen über aufgerissene Briefkuverts oder alte Pizzaschachteln. Das ganze macht seinen Stil unvergleichlich. Man muß sich Zeit nehmen für die Ausstellung, welche sich im Untergeschoss der Albertina Modern befindet. Atmosphärisch genau die richtigen Räume. Die Werke hat er auch selbst zusammengestellt und positioniert. Unzählige Zeichnungen an den Wänden, in großen Glasvitrinen und einer phantastischen Installation.

Abstrahiertes, vielschichtiges Gemälde in Schwarz, Weiß, Rot und grün

Fukushima

Der Raum mit besagter Installation am Ende der Ausstellung bedeutet einen tiefen Einschnitt in seinem Schaffen. Die Katastrophe von Fukushima hat er hautnah miterlebt und all die Zerstörung und das Leid vor Ort gesehen. Zunächst hat er sich nicht mehr in der Lage gefühlt, weiterzuarbeiten und sich erst einige Zeit später wieder herantasten können mit schwarz-weißen, rough gezeichneten Bildern und übergroßen Skulpturen. Ganz in schwarzer Bronze.

Abstrahiertes, vielschichtiges Gemälde in Schwarz, Weiß, Rot und grün

Die Hütte

Ein besonderes Highlight ist die kleine Hütte aus dem Jahr 2004, welche seinen Schaffensraum darstellt. Natürlich auch vollgestopft mit Zeichnungen und Artefakten aus dem Leben eines Suchenden.
Blick in eine Künstler-Hütte
Abstrahiertes, vielschichtiges Gemälde in Schwarz, Weiß, Rot und grün

Wenn ich bedenke wie oft man vor seinen unzähligen Zeichnungen schmunzeln muss, bin ich nicht sicher, ob ein einziger Besuch ausreichend ist. Also unbedingt einen Ausflug nach Wien einplanen — bis zum 1.11.2023 ist die Ausstellung geöffnet. Verdammt nochmal.

Sagmeister und Walsh

Sagmeister und Walsh

SAGMEISTER
& WALSH

Beauty

Aufnahmen von Gebäuden aus verschiedenen Perspektiven

Schön = Gut = Wahr

Stefan Sagmeister, der sympathische und etwas verrückte Österreicher ist heute ein Superstar unter den Grafikern. Als Duo Sagmeister und Walsh hat er gemeinsam mit seiner New Yorker Studiokollegin Jessica Walsh die umfangreiche Ausstellung im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien konzipiert.

Nach seiner erfolgreichen „Happy Show“ fragt man sich, ob es vielleicht zu früh für das nächste große Event ist? Okay, er hat einige Elemente übernommen, wie Abstimmungsäulen, Typo-Videos und vielleicht etwas viel Eigenwerbung für sein Studio. Aber trotz allem ist das Thema spannend aufbereitet und hinterfragt die Grundlagen der Schönheit. Was empfinden wir als schön? Und ist Schönheit nur eine subjektive Ansicht?
In ihrem Projekt zeigen Sagmeister und Walsh gelungene Beispiele wie optisch ansprechende Gestaltung, nicht nur Räume und Landschaften sondern auch Menschen verändern kann. Ein Appell an Architekten, Städteplaner, Grafik- und Produktdesigner mit Ihrer Arbeit die Welt etwas besser zu machen.

Das MAK als Teil der Ausstellung

Kulturelle Unterschiede von Schönheit und das Farbempfinden sind visuell und haptisch in der Ausstellung erlebbar. Architektonische Elemente des MAKs wurden in die interaktive Ausstellung mit einbezogen, sodass wir gespannt sein können wie das Designstudio die Ausstellung in Frankfurt umsetzt. Dort ist sie vom 11. Mai bis 15. September 2019 zu sehen.

Blick von oben in die Ausstellung von Stefan Sagmeister
Beauty Schriftzug auf dunklem Untergrund mit dekorativen Elementen

#whybeautymatters

Wer bis dahin nicht warten will kann schon mal unter dem Hashtag #whybeautymatters beim Instagram-Contest mitmachen und BEAUTY-Siebdruckplakate gewinnen.
Gesucht werden die schönsten Gegenstände, die du benutzt.

Die Ausstellung läuft noch bis 31.3.2019 im MAK in Wien.
Vom 11.5. – 15.9.2019 ist sie im museum angewandte kunst in Frankfurt am Main zu besichtigen.

Mehr über interaktive Ausstellungen finden Sie in unserem Blogbeitrag zu Thomas Hirschhorn.