Fondation Louis Vuitton
Fondation Louis Vuitton
Pour la Création – das Ungetüm
Pariser Prachtbau
Der neue Prachtbau von Paris liegt etwas abgelegen im Parc d’Aglimatacion im Südwesten von Paris. Mit der Metro gut erreichbar läuft man je nach gewählter Linie noch zehn bis zwanzig Minuten durchs Grüne. Ein für Kids besuchenswerter Spielpark liegt gleich nebenan. Kommt man nun durch den Wald geschlendert, bäumt sich plötzlich ein gigantisches Ungetüm vor einem auf: die Fondation Louis Vuitton. Wie konnte dieses Raumschiff überhaupt hier landen? An gleicher Stelle befand sich ganz früher eine alte Orangerie und mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet, kam es irgendwann zur Genehmigung.
The Vessel
Der Entwurf von Stararchitekt Frank Gehry nennt sich „Vessel“, zu deutsch Schiff, was durch die segelartigen, vorgehängten Glas-Elemente angedeutet wird. Zu unserem Erstaunen ist der Besucheransturm für einen sonnigen Sonntag Mittag recht überschaubar. Noch nicht mal die wuseligen Asiaten, die King Louis gottartig verehren und vor jedem seiner Konsumtempel artig Schlange stehen, hüpfen hier umher. Liegt womöglich daran, dass es zu dem Zeitpunkt weder Ausstellungen in den elf Galerien, noch Handtaschen gab, aber wir waren ja eigentlich auch wegen der überwältigenden Architektur hier.
11.000 Quadratmeter groß
Nun ja, wirklich überwältigend ist irgendwie anders. Schon die Eingangshalle der Fondation Louis Vuitton ist weder sonderlich gigantisch – was man hätte von außen erwarten können – noch erschließt dem Besucher eine klare Struktur, wo er jetzt entlang muss oder soll. Also dann laufen wir mal los; Treppchen hoch am Klo vorbei zum Gebetsraum. An zwei großen Videowänden kriegt man in andächtiger Stille gezeigt, was man sich gleich in echt anschauen darf. A-ha. Immerhin aus Sicht einer Drone, die durch das noch leerere Gebäude fliegen durfte.
Zudem erfährt man hier die Kennzahlen, damit man weiß wie klein das eigene Heim ist: 12 Glassegel, 46 Meter hoch, 154 Meter lang, 11.000 Quadratmeter groß, 15.000 Tonnen Stahl und 110.000 Tonnen Beton. Und plötzlich wird aus der Vessel ein Eisberg – laut Herrn Gehry, der Kern des Gebäudes. Wie war das mit dem Schiffchen und dem Eisberg gleich? Egal. Letzterer hat übrigens eine Außenhaut aus 19.000 unterschiedlichen, weißen, CNC-gefertigten, Fiberglas-verstärkten Betonplatten. Keine gleicht der anderen, krasse Nummer.
Im Kontrast dazu stehen die Glassegel, welche aus 3.600 einzelnen Scheiben bestehen, mit gleicher Größe, aber unterschiedlich gebogen. Dann kam man auf die Idee, die Glasplatten mit kleinen weißen Punkten zu bedrucken, um den Eindruck einer Wolke zu erwecken (waren es nicht Segel?). Nun, der Effekt erweckt höchstens den Gedanken, dass die Scheiben mal wieder geputzt gehören, da der Blick doch deutlich getrübt wird, wenn er über die Skyline von Paris schweifen möchte – hin zum Eiffelturm oder rüber nach La Défense. Ja, sehen kann man von hier weit, mitten im grünen Park.
Komplexe Konstruktion
Weiter nach oben! Nun kann man sich zwischen diversen Treppen und verglasten Fahrstühlen entscheiden, irgendwo gibt es auch noch eine Rolltreppe. Mit dieser gelangt man auf eine der Terrassen-Ebenen um dann letztendlich die Architektur auf sich wirken zu lassen, die Konstruktion zu bewundern und die Ausblicke auf die Stadt zu genießen. Aber im Grunde ist das gesamte Gebäude ein Labyrinth: Man läuft durch Gänge, Treppen hoch und runter und bekommt doch nie einen wirklich freien Blick und sucht auch ein wenig den Sinn dahinter. Die Konstruktion ist in gewisser Weise beeindruckend, so viele Träger, Rohre, Ebenen die Kreuz und quer miteinander verbunden sind, habe ich selten gesehen. Da dürfte so mancher Bauleiter verzweifelt sein. Irgendwie enorm. Was leider ausbleibt ist der Wow-Effekt. Es ist groß. Es ist selten. Vermutlich ist das Ganze etwas interessanter und wird in ein anderes Licht gerückt, wenn Ausstellungen laufen.
Das wahre Highlight scheint woanders
Findet man über eine der vielen Treppen nach unten und durch das Auditorium ins Untergeschoss, vorbei an bunten Farbflächen von Ellsworth Kelly — welche ich ja gerne mag — nach draußen, dann steht man vor einem wirklichen Highlight: Die Installation „Inside the horizon“ von Ólafur Elíasson. Sie begeistert schon durch ihre Dimension mit über 90 Metern Länge — und das Gelb ist phänomenal. Da geht wahrlich die Sonne im Keller auf. Zueinander verdrehte gelbe Farbflächen, die mit Spiegeln kombiniert sind, bringen unzählige Facetten, Spiegelungen und Ansichten wenn man mit den anderen Besuchern dazwischen hindurch huscht. Ein gigantisches Kaleidoskop. Ein Ort zum Verweilen. Toll. toll. toll! Hat sich der Weg also doch gelohnt.
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