Vertigo

Vertigo

Vertigo

Stuttgart

Produktpräsentation eines kompakten schwarzen Mikroskops

ERFOLGSFAKTOR DESIGN

Unser Weihnachtsausflug hat uns nach Stuttgart geführt. Vor der Ausstellung Vertigo im Kunstmuseum hat uns unser Weg ins das Design Center Baden-Württemberg geführt. In der Ausstellung ERFOLGSFAKTOR DESIGN im Haus der Wirtschaft, im Steinbeis-Saal, werden Exponate ausgezeichneter Produkte des Designpreis FOCUS OPEN 2019 aus unterschiedlichsten Designdisziplinen und Branchen gezeigt. Gutes Design ist ein Innovations- und Erfolgsfaktor, man setzt sich vom Wettbewerb ab und stärkt damit seine Marke. Die Ausstellung ist kostenfrei und relativ überschaubar.

Modell eines gelben Krans

Interessante Produktentwicklungen

Aus den unterschiedlichsten Branchen gibt es Produktentwicklungen zu sehen wie das Minimic TL1 Mikroskop das durch seine kompakte Bauweise und transparente Oberfläche unter normalen Laborgeräten auffällt, zudem fehlt das Okular. Die eigentliche Innovation ist die durch KI und Cloud-basiertem Deep Learning selbstständige Auswertung von Proben. Viel größer aber trotzdem mikro ist das Mikrohofhaus Gebäudekonzept vom Atelier Kaiser Shen Architekten — Wohnen auf die wesentlichen Funktionen und minimale Fläche zu reduzieren.

Präsentation dreier Holzkohlegrills in schwarz auf je drei Metallbeinen

Männerspielzeug

Eher Makro, aber zum Bau von Wohnraum fast unabdingbar ist der 370 EC-B Turmkran von Liebherr. Ganz neu gedacht und konzipiert wurde dieser vom UP Designstudio. Ein wahres Spielzeug für Männer ist dann aber der Bowl, ein schicker multifunktionaler Holzkohlegrill von Höfats, zum Grillen, Kochen oder als Feuerschale verwendbar. Und sein schuppiges Grillgut schneidet man dann am besten mit einer ergonomischen Klinge aus der Sea Knives Messerserie von Robert Herder aus Solingen. Viel Spaß beim Genießen!

Bild eines Schiffes mit Schiffsschraube in schwarz-weiß

VERTIGO.
OP-ART UND EINE GESCHICHTE DES SCHWINDELS 1520 – 1970

Nach der kurzen Visite im Design Center haben wir uns spontan noch für einen Besuch im nahe gelegenen Kunstmuseum Stuttgart entschieden. Dort wird noch bis Mitte April die sehenswerte Ausstellung zur Op-Art gezeigt, in Zusammenarbeit mit dem Wiener mumok.

Kunst-Installation aus Hohlspiegeln, Acrylglas und Holz

Optische Täuschungen

In der Op-Art werden keine klassischen Inhalte mehr verarbeitet, sondern visuelle Wirkungen treten in den Vordergrund. Sehr grafische Formen, geometrische Muster, Verzerrungen, Kipp-Effekte und viele weitere Ansätze. Es wird auf alle Sinne abgezielt, bis hin zu Schwindel und Überforderung. Daher auch der Titel „Vertigo“ vom gleichnamigen Film von Alfred Hitchcock.

Bild aus roten, blauen und weißen Wellen, das Bewegung vortäuscht

Konstruktive, Konkrete Kunst

Die Op-Art wird zwar den 1960er Jahren zugeschrieben, ihren wahren Ursprung hat sie aber wohl im BAUHAUS und dem russischen Konstruktivismus. Beide unterscheiden zwischen Licht und Farbe, was in deren Wahrnehmung begründet ist. Licht ist immateriell und kann sich bewegen, die Farbe jedoch haftet am Körper. Daher unterscheidet man auch die kinetische und die statische Op-Art — im Raum und auf der Fläche. In beiden Fällen wir mit optischen Effekten gespielt oder experimentiert, was den Reiz dieser Kunstrichtung ausmacht. Lustigerweise besonders gerne von (Gebrauchs-)Grafikern verwendet, die wie bspw. Victor Vasarely, auch ein künstlerisches Werk geschaffen haben. Und irgendwie mögen wir es auch gerne. Bei Messen geht es ja um Raum und eben auch Effekte, die den Besucher begeistert aufsehen lassen.

Op-Art Künstler

Um einige der bekanntesten Op-Art-Künstler zu nennen: Josef Albers, Heinz Mack, Bridget Riley oder auch Günther Uecker. Aber — wie der Titel erahnen lässt — gab es natürlich auch schon viel früher Künstler, die sich mit den optischen Phänomen auseinandergesetzt haben, oder geschickt obszöne Inhalte vertuscht haben.

Kunstinstallation aus Lichtprismen und Spiegeln

Die über zwei Stockwerke gehende Ausstellung begeistert mit jedem Bild, jeder Installation, jedem Effekt und jedem Raum den man betritt. Kleine wie große Kinder haben ihren Spaß bei den visuellen Erfahrungen, die man hier ganz spielerisch im Umgang mit Kunst macht und die Zeit vergeht wie im Fluge.

Mehr zum Thema optische Täuschungen gibt es in unseren Blogbeiträgen zu Victor Vasarely und ART Karlsruhe.

Zur Erholung nach dem aufregenden Nachmittag hatten wir erst mal einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt nötig. Auch letzterer mit seinen toll geschmückten Buden ist eine Reise wert, allerdings erst wieder zur nächsten Adventszeit. Unser nächster Blogbeitrag lässt hoffentlich nicht ganz so lange auf sich warten … wir bleiben dran!

Victor Vasarely

Victor Vasarely

Viktor Vasarley

Der Meister der optischen Täuschung

Wir haben die Sonderausstellung „Im Labyrinth der Moderne“ im Städel in Frankfurt am Main besucht und waren von der Komplexität der gezeigten Werke beeindruckt. Vom 26. September 2018 bis zum 13. Januar 2019 präsentiert die Retrospektive über 100 Werke des Jahrhundertkünstlers Victor Vasarely. Sein Talent mit Formen Räume zu konstruieren und zu erweitern ist dabei nicht nur optischer, sondern auch architektonischer Natur. Die vielfältigen Werke konstruieren räumliche Dimensionen und erschaffen eine alltagstaugliche Gesamtkunst.

Vasarely schafft Räume

1972, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, gestaltet Vaserely den Speisesaal in der Zentrale der Deutschen Bundesbank. Die oftmals hochrangigen Gäste speisen in einem Op-Art Komplettkunstwerk. Dies entstand aus 582 kreisrunden Scheiben, die in Gelb, Ocker, Silber und Schwarz schillern. Vasarelys Wunsch, Kunst in den Alltag der Menschen zu integrieren, wird an diesem architektonischen Meisterwerk besonders deutlich – denn Kunst und funktionaler Raum ergeben hier eine artistische Einheit. Dabei beschränkt sich Vasarelys Werk nicht nur auf die Gestaltung der Wände, sondern integriert auch die Möblierung und restliche Gestaltung des Raumes. Die optimale Verschränkung zwischen Kunst und Alltag hat sich bewährt. Bis heute wurde sein Raumkonzept im 13. Stock der Bundesbank nicht verändert.

Dreidimensionale Flächen

Vasarelys komplexe Schaffensphase erstreckt sich über ganze sechs Jahrzehnte. Nach seinem Studium in Budapest immigriert Victor Vasarely nach Paris und arbeitet dort tagsüber als Werbegrafiker, nachts als Künstler – seine beruflichen Kenntnisse machen es ihm möglich, aus Linien Flächen und Volumen zu konstruieren. Im Gedächtnis bleibt er vor allem als Mitbegründer der Op-Art, der optischen Kunst, die mit der Wahrnehmung des Betrachters und optischen Täuschungen spielt. Eine scheinbar dreidimensionale Welt, erschaffen aus Formen und Kontrasten.

Mehr zum Thema optische Täuschungen gibt es in unseren Blogbeiträgen zu Vertigo und ART Karlsruhe.

Fotos aus der Ausstellung „Im Labyrinth der Moderne“ im Städel Museum Frankfurt.

„Das plastische Alphabet“
– Kunst für alle

Da jeder von einem künstlerisch gestalteten Umfeld im Alltag profitieren soll, erschafft der Künstler ein einfaches, übertragbares System, das „plastische Alphabet“. Dabei dient das Quadrat als Basis und wird mit anderen geometrischen Grundformen kombiniert. Sechs vorgegebene Grundfarben bilden „plastische Einheiten“. Diese bieten, vergleichbar mit Buchstaben in einem Alphabet, schier unendliche Kombinationsmöglichkeiten zur Schöpfung eines Kunstwerkes. Seine einmalige Idee lässt Vasarely 1963 patentieren und bringt noch im gleichen Jahr einen Baukasten auf den Markt, der „Kunst nicht nur für eine Elite von Kennern“ zugänglich macht. Daraus resultierend macht das „plastische Alphabet“ eine effiziente Reproduktion von Kunstwerken möglich – die „Multiples“ entstehen. Vasarely nutzt die Möglichkeiten seines ausgeklügeltes Systems nicht nur zur Gestaltung von Gemälden und Druckgrafiken, sondern auch von Tapeten, Stoffen und Möbeln.