Yoshitomo Nara
Yoshitomo Nara
Albertina Modern in Wien
All my little words
No No No! Manchmal hat man Glück. Messebedingt stand mal wieder ein Ausflug bevor. Nach Wien sollte es gehen. Wenn man sich auf solch eine kleine Reise begibt und dann noch in die zur „lebenswertesten Stadt“ gekürte österreichische Provinz des (zumindest noch teilweise) grünen Planeten, dann möchte man ja auch etwas sehen und erleben. Tja und wer stellt da aus? Die erste Ausstellung in Europa seit vielen Jahren: Yoshitomo Nara. Von seinen kleinen garstigen Kinderzeichnungen bin ich schon sehr lange großer Fan.
Nara ist in Japan mehr oder weniger als Schlüsselkind aufgewachsen und hat früh angefangen zu zeichnen. Inspiriert wurde der einsame Junge durch die amerikanische Country- und Rockmusik der siebziger Jahre, sowie vom aktuellen Zeitgeschehen, was er immer wieder in seinen Werken verarbeitet. Nach dem Master of Arts in Aichi ging er nach Düsseldorf um dort weitere fünf Jahre bei A. R. Penck zu studieren. Dann zog er gegen Süden. Nach Köln. In seinen Werken macht sich auch der europäische Einfluss bemerkbar. Anfang der 2000er kehrte er dann zurück in die Heimat nach Japan.
Mit grimmigem Blick
Keiner zeichnet subtiler Emotionen mit wenigen Strichen in das Gesicht kleiner Comicmädchen, die ihren Ursprung in Manga-Comics haben. Überhaupt kritzelt, zeichnet und malt er auf alles, was ihm in Hände kommt. Von Papierfetzen über aufgerissene Briefkuverts oder alte Pizzaschachteln. Das ganze macht seinen Stil unvergleichlich. Man muß sich Zeit nehmen für die Ausstellung, welche sich im Untergeschoss der Albertina Modern befindet. Atmosphärisch genau die richtigen Räume. Die Werke hat er auch selbst zusammengestellt und positioniert. Unzählige Zeichnungen an den Wänden, in großen Glasvitrinen und einer phantastischen Installation.
Fukushima
Der Raum mit besagter Installation am Ende der Ausstellung bedeutet einen tiefen Einschnitt in seinem Schaffen. Die Katastrophe von Fukushima hat er hautnah miterlebt und all die Zerstörung und das Leid vor Ort gesehen. Zunächst hat er sich nicht mehr in der Lage gefühlt, weiterzuarbeiten und sich erst einige Zeit später wieder herantasten können mit schwarz-weißen, rough gezeichneten Bildern und übergroßen Skulpturen. Ganz in schwarzer Bronze.
Die Hütte
Wenn ich bedenke wie oft man vor seinen unzähligen Zeichnungen schmunzeln muss, bin ich nicht sicher, ob ein einziger Besuch ausreichend ist. Also unbedingt einen Ausflug nach Wien einplanen — bis zum 1.11.2023 ist die Ausstellung geöffnet. Verdammt nochmal.
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