Refik Anadol

Refik Anadol

Machine Hallucinations

Refik Anadol im Kunstpalast Düsseldorf

Refik Anadol
oder der Meister der Bildschirmschoner.

Stundenlang könnte man auf die sich ständig verändernden, bewegenden, schwappenden, wellenden Pixelwelten schauen und Zeit und Raum um sich herum vergessen. Wenn da nicht so viele andere Menschen im Museum wären, die zwar selten hierher kommen, aber eben auch die gigantischen, acht Meter hohen Videowalls mit den kräftigen Farben erleben wollen.

Generative Pixel-Landschaften auf einem Riesen-Screen

Was passiert da eigentlich?

Im Grunde visualisiert Refik Anadol Daten mit Hilfe von KI. Und da künstliche Intelligenz gerade in aller Munde ist, liegt er mit dem Thema auch ganz weit vorne und begeistert die Massen. Dabei ist alles gigantisch, die Datenmengen die er im WWW sammelt, die Rechnerleistung die er benötigt und nicht zuletzt dann die Präsentation seiner Werke.

Im kleinsten Fall auf riesigen Bildschirmen, im liebsten Fall — es ballert einfach am meisten – auf den lichtstarken LED-Videowänden. Oder wenn es noch größer sein soll auf ganzen Häuserwänden als Projektionen. Auf dem Handy fehlt definitiv die Wirkung, die man nur hier mit voller Wucht erleben kann. Wenn da nicht die ganzen Schaulustigen wären … Schade ist, dass die Ausstellung relativ überschaubar ist. Drei Bildschirme und zwei riesige Videowalls in zu kleinen Räumen. Am Ende, um die Ausstellung aufzuplustern ein Fernseher mit seiner TED-Präsentation aus dem Internet … naja. Irgendwas ist ja immer.

Museumsbesucher liegen vor einer riesigen LED-Wand mit abstrakten Pixelwelten

Und wer ist nun Refik Anadol?

Baujahr 1985. Studiert hat er Photographie, Video und Kunst in Istanbul und L.A. Dort unterrichtet er mittlerweile auch. Er verbindet über die KI Daten und Technik und verschmilzt sie zu Kunst.

Gemälde von Himmel mit Wolken und Sonnenschein
Landschafts-Gemälde mit sanfter Lichtstimmung auf Leinwand

Definitiv ein Erlebnis und ganz nebenbei ist im Erdgeschoss des Düsseldorfer Kunstpalast, ganz im Kontrast zu den bewegten Bildern, eine Ausstellung alter Meister mit Titel „Mehr Licht“. Ganz anders aber nicht minder begeisternd, was Caspar David Friedrich und Kollegen vor 200 Jahren schon auf die Leinwände gezaubert haben. Toll aufbereitet, also nicht aus Versehen daran vorbei stolpern. 

Wer hat mal wieder die Medientechnik gemacht? Na klar, unser Lieblingsmedientechniker LANG Medientechnik aus Mannheim:

Christo und Jeanne-Claude

Christo und Jeanne-Claude

Christo und
Jeanne-Claude

zu Renovierungszwecken verhülltes Gebäude

Zufall?

Wenn man von weitem auf den Kunstpalast Düsseldorf zukommt, sieht man, oh er ist eingerüstet und verpackt. Eine Renovierung im vollen Gange. Was würde also besser passen, als Christo, den Verpackungsexperten schlechthin zu präsentieren? Die Ausstellung im Kunstpalast war übrigens die letzte Schau, die der Meister eingeschnürter Objekte mitgeplant und freigegeben hat — vor seinem Tod Ende Mai 2020.

Mit ihrer monumentalen Kunst haben Christo und Jeanne-Claude, die kurioserweise am gleichen Tag das Licht der Welt erblickten, es geschafft die Massen zu begeistern. Was übrigens Christo selbst als „total irrational und sinnlos“ bezeichnete.

Wrap Up der Lebensgeschichte

In der Düsseldorfer Schau wird das Lebenswerk von Beginn an kurzweilig und plakativ gezeigt. Gepaart mit Werken anderer Künstler, die Einfluß auf das Schaffen hatten. Allen voran die Pariser Künstlergruppe „Nouveau Réalisme“ um Yves Klein, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle (um nur einige zu nennen). Christo war jedoch nie offizielles Mitglied. Inspiriert wurde er sicherlich auch von Man Ray, der zu Beginn der 20er Jahre schon verhüllte. Christo begann schon sehr früh zu zeichnen und besuchte Kurse, was zu einer begeisternden Qualität seiner Zeichnungen geführt hat. Einfluss hatte zuletzt auch die Malerei von Jean Dubufett und dessen plastische Darstellung von Oberflächen und Materialien.

In der Textilfärberei seines Vaters mußte Christo als Jugendlicher mit großen Stoffbahnen hantieren, welche ihn faszinierten und zum Zeichnen der Ballen animierten. In dieser Zeit inszenierte er auch Theaterstücke und bewies sein Organisationstalent. Er studierte in Sofia an der Akademie der Künste und auf seiner Flucht aus Bulgarien über Prag nach Paris auch ein Semester in Wien. Dort blieb er bis 1964, dann ging es nach New York.

Gemälde einer Kraterlandschaft in Grautönen
Ausstellungsraum mit Screens und einem großen Wandbild mit kuppelförmigen Häuschen
Eingepackte Zeitung als Kunstobjekt
Farbsiebdrucke einer verhüllten Gebäudes

Gemeinsame Projekte

In Paris verdiente Christo sodann seinen Unterhalt mit Porträts und lernte so auch Jeanne-Claude kennen. Hier begann er auch Alltagsobjekte zu verpacken und verschnüren. Er verhüllte alles: Zeitungen, Flaschen, Telefone, Autos — ein VW Käfer steht mitten in der Ausstellung — die Gegenstände werden durch die Verhüllung zu Skulpturen.

Jeanne-Claude, die Christo 1958 kennenlernte und mit ihr 1961 das erste gemeinsame Projekt begann, ist einerseits konzeptionell mit an den Werken beteiligt, aber auch ein Marketing- und Organisationstalent. Sie finanzierten alle Werke durch Arbeiten, die in den Entwurfsphasen entstanden sind und die Planung begeisternd darstellten. Sie haben weder Aufträge, noch Förderungen angenommen.

hartnäckig, langwierig und verrückt

Die monumentalen Projekte dauern alle über Jahre und erforderten beständiges und fortdauerndes Überzeugen von Ämtern, Politikern und Sammlern. Mit letzteren mußten die Millionen teuren Visionen ja umgesetzt werden. Im Grunde ermöglichte Crowdfunding die Umsetzung ihrer verrückten Ideen. Die Verhüllung des Berliner Reichtstags wurde über die Jahre insgesamt drei mal abgelehnt. Nachdem sie dann doch vom Bundestag genehmigt und 1995 Realität wurde, hat das Werk fünf Millionen Besucher angezogen. Ein gigantischer Magnet.

Bild vom verhüllten Reichstag in Berlin in einer Ausstellung
Zeichnung von gelben Schirmen verteilt in einer Landschaft
Weg durch orangefarbene Stofftore

24 Verhüllungen

Sie haben es zu Lebzeiten geschafft, 24 ihrer Projekte rund um den Planeten umzusetzen. 46 wurden abgelehnt. Zu den bekanntesten gehören die verpackte Küste in Australien, die verpackte Pont Neuf in Paris, die Sonnenschirme in Japan und den USA, der Berliner Reichstag, die orangefarbenen Tore im New Yorker Central Park, die schwimmenden Stege in Italien, und der verpackte Arc de Triomphe in Paris.

Weiß verhüllter Triumphbogen
Kunstinstallation mit 410.000 Ölfässer in der Wüste

Alle Ihre Werke waren temporär, das einzig bleibende soll „The Mastaba“ werden. 410.000 Ölfässer mitten in der Wüste — es wird immer noch versucht, es zu realisieren. Es bleibt also spannend!

Ob die „Verpackung“ des Kunstpalasts nun Zufall oder geschickte Planung war, haben wir nicht herausgefunden. In jedem Fall ist die Ausstellung mehr als sehenswert.

#christomoments