Wolfgang Laib

Wolfgang Laib

Wolfgang Laib

Kunstmuseum Stuttgart

Raum aus Bienenwachs

Wer ist Wolfgang Laib?

Die Bahn hat uns mal wieder — fast pünktlich — in unter einer Stunde von Weinheim nach Stuttgart katapultiert, mit dem Auto schlicht unmöglich. Und wenige Gehminuten später stehen wir schon davor, ta-taaa! Der Glaswürfel des Kunstmuseum Stuttgart erhebt sich mit großen Lettern vor uns. Ab hinein.

So richtig viel wussten wir ja nicht von Herrn Laib. Sein Bienenwachsraum als Dauerinstallation im Untergeschoss des Kunstmuseum war wohl bekannt. Aber wer ist der Mensch? Was treibt ihn an? Was macht seine Kunst aus?

Multiple Heimat

Wolfgang Laib, ein echter Schwabe, in Metzingen geboren und der Heimat verbunden. Bis vor einigen Jahren lebte er noch mit seinen Eltern in seinem Elternhaus im engen Familienverband. Jedes Frühjahr sammelt er hier auch seine Blüten. Den Winter verbringt er in einem Bergdorf in Südindien, wo wie er selbst sagt noch das „einfache, alte Indien“ lebt. Sein Vater hat dort seit den 60er Jahren Hilfsprojekte als Arzt begleitet und Wolfgang Laib diese Verbundenheit zu dem Land und vor allem dem Geiste Gandhis weitergegeben.

Sein dritter Wohnort ist New York, die Heimat seiner Frau. Dort tauscht er sich vor allem mit anderen aus und in seinem Studio entstehen meist Zeichnungen und Ideen. Seit ein paar Jahren betreiben die beiden dort einen Raum der künstlerischen Austausch fördert.

Installation mit Reiskegeln

Milchiger Marmor

Bekannt wurde der studierte Doktor durch seine Milchsteine. Von Hand geschliffene und polierte Marmorplatten, in deren Unebenheiten er Milch giesst. Dadurch entsteht eine Symbiose zweier unterschiedlicher Materialien, fest und flüssig, organisch und anorganisch, dauerhaft und vorübergehend. Auch in der Ausstellung zu sehen und einmal die Woche sogar mit Milch.

Reishügel in Reih und Glied
Installation mit Reis

Reis, Reis und mehr Reis

Sein größtes Kunstwerk in der Ausstellung ist das Reisfeld, viele, kleine Reishügel in Reih und Glied. Zwölftausend an der Zahl. Mittendrin zwei Treppen wie Himmelsleitern und ein Zikkurat (gestufte Tempeltürme in Mesopotamien).
Der Duft von Reis. Licht und Raum bewirkten die gewünschte Entschleunigung und bewusste Wahrnehmung von Zeit und Architektur.

Kunstinstallation eines Reishauses

Auch in seinen Reishäusern verwendet Wolfgang Laib das wichtigste Grundnahrungsmittel der Menschheit. Er bezieht sich in dieser Werkgruppe auf die menschlichen Grundbedürfnisse von Nahrung, Schutz und Sicherheit. Die fenster- und türlosen Gebäude sind Heim, Schutzraum oder auch letzte Heimstätte wie Gräber oder Reliquienschreine.

Kunstinstallation einer Stadt aus Bienenwachs

Stadt des Schweigens

In seiner Stadt des Schweigens wird deutlich wie Wolfgang Laib die verschiedenen kulturellen Einflüsse mischt und sie als eine grundsätzliche Gemeinschaft der Menschheit sieht. Inspiriert von der Architektur des mittelalterlichen Italiens, den Türmen des Schweigens das antiken Mesopotamiens und auch den Himmelsbestattungen der Zoroastier aus dem Iran vereint durch den Duft des Bienenwachses.

gesiebter Blütenstaub von Wolfgang Laib

Zarter Blütenstaub

Das mit aufwendigste und bestimmt wertvollste Kunstwerk ist die quadratisch gesiebte Fläche von Blütenstaub. Durch die sanften Umrisse und die pudrige Stofflichkeit scheint die gelbe Fläche zu schweben. „Sie bewegt sich zwischen Materialität und Immaterialität, zwischen Unmittelbarkeit und Zeitlosigkeit“ schreibt das Museum. Wie lange wird der Künstler wohl sammeln für so eine große Fläche? Die Blüte ist kurz und der Prozess aufwendig.

Die Ausstellung ist toll, insbesondere vor dem Hintergrund der Person und des Gesamtwerks. Wie wir gelernt haben, scheint Wolfgang Laib seine Ausstellungsorte streng auszuwählen, nur wer mit Bedacht seine Werke behandelt (vertraglich festgehalten darf nur 1% des Blütenstaubs verloren gehen) darf seine Kunst zeigen. So hatten wir wohl irgendwie Glück gehabt und konnten in aller Ruhe die Ausstellung genießen. Leider wissen im Ländle wohl wenige, was sie hier verpassen, sodass wir fast alleine durch die großen Räume geschlendert sind und draußen waren die Straßen voll Menschen: Shoppen, shoppen, shoppen.

Nachhause ging es dann mit der ÖBB und scharenweisen Wasenopfern, zum Glück dauert die Fahrt ja, keine Stunde. In diesem Sinne: Namasté.

gesiebter Blütenstaub in Gläsern
Vertigo

Vertigo

Vertigo

Stuttgart

Produktpräsentation eines kompakten schwarzen Mikroskops

ERFOLGSFAKTOR DESIGN

Unser Weihnachtsausflug hat uns nach Stuttgart geführt. Vor der Ausstellung Vertigo im Kunstmuseum hat uns unser Weg ins das Design Center Baden-Württemberg geführt. In der Ausstellung ERFOLGSFAKTOR DESIGN im Haus der Wirtschaft, im Steinbeis-Saal, werden Exponate ausgezeichneter Produkte des Designpreis FOCUS OPEN 2019 aus unterschiedlichsten Designdisziplinen und Branchen gezeigt. Gutes Design ist ein Innovations- und Erfolgsfaktor, man setzt sich vom Wettbewerb ab und stärkt damit seine Marke. Die Ausstellung ist kostenfrei und relativ überschaubar.

Modell eines gelben Krans

Interessante Produktentwicklungen

Aus den unterschiedlichsten Branchen gibt es Produktentwicklungen zu sehen wie das Minimic TL1 Mikroskop das durch seine kompakte Bauweise und transparente Oberfläche unter normalen Laborgeräten auffällt, zudem fehlt das Okular. Die eigentliche Innovation ist die durch KI und Cloud-basiertem Deep Learning selbstständige Auswertung von Proben. Viel größer aber trotzdem mikro ist das Mikrohofhaus Gebäudekonzept vom Atelier Kaiser Shen Architekten — Wohnen auf die wesentlichen Funktionen und minimale Fläche zu reduzieren.

Präsentation dreier Holzkohlegrills in schwarz auf je drei Metallbeinen

Männerspielzeug

Eher Makro, aber zum Bau von Wohnraum fast unabdingbar ist der 370 EC-B Turmkran von Liebherr. Ganz neu gedacht und konzipiert wurde dieser vom UP Designstudio. Ein wahres Spielzeug für Männer ist dann aber der Bowl, ein schicker multifunktionaler Holzkohlegrill von Höfats, zum Grillen, Kochen oder als Feuerschale verwendbar. Und sein schuppiges Grillgut schneidet man dann am besten mit einer ergonomischen Klinge aus der Sea Knives Messerserie von Robert Herder aus Solingen. Viel Spaß beim Genießen!

Bild eines Schiffes mit Schiffsschraube in schwarz-weiß

VERTIGO.
OP-ART UND EINE GESCHICHTE DES SCHWINDELS 1520 – 1970

Nach der kurzen Visite im Design Center haben wir uns spontan noch für einen Besuch im nahe gelegenen Kunstmuseum Stuttgart entschieden. Dort wird noch bis Mitte April die sehenswerte Ausstellung zur Op-Art gezeigt, in Zusammenarbeit mit dem Wiener mumok.

Kunst-Installation aus Hohlspiegeln, Acrylglas und Holz

Optische Täuschungen

In der Op-Art werden keine klassischen Inhalte mehr verarbeitet, sondern visuelle Wirkungen treten in den Vordergrund. Sehr grafische Formen, geometrische Muster, Verzerrungen, Kipp-Effekte und viele weitere Ansätze. Es wird auf alle Sinne abgezielt, bis hin zu Schwindel und Überforderung. Daher auch der Titel „Vertigo“ vom gleichnamigen Film von Alfred Hitchcock.

Bild aus roten, blauen und weißen Wellen, das Bewegung vortäuscht

Konstruktive, Konkrete Kunst

Die Op-Art wird zwar den 1960er Jahren zugeschrieben, ihren wahren Ursprung hat sie aber wohl im BAUHAUS und dem russischen Konstruktivismus. Beide unterscheiden zwischen Licht und Farbe, was in deren Wahrnehmung begründet ist. Licht ist immateriell und kann sich bewegen, die Farbe jedoch haftet am Körper. Daher unterscheidet man auch die kinetische und die statische Op-Art — im Raum und auf der Fläche. In beiden Fällen wir mit optischen Effekten gespielt oder experimentiert, was den Reiz dieser Kunstrichtung ausmacht. Lustigerweise besonders gerne von (Gebrauchs-)Grafikern verwendet, die wie bspw. Victor Vasarely, auch ein künstlerisches Werk geschaffen haben. Und irgendwie mögen wir es auch gerne. Bei Messen geht es ja um Raum und eben auch Effekte, die den Besucher begeistert aufsehen lassen.

Op-Art Künstler

Um einige der bekanntesten Op-Art-Künstler zu nennen: Josef Albers, Heinz Mack, Bridget Riley oder auch Günther Uecker. Aber — wie der Titel erahnen lässt — gab es natürlich auch schon viel früher Künstler, die sich mit den optischen Phänomen auseinandergesetzt haben, oder geschickt obszöne Inhalte vertuscht haben.

Kunstinstallation aus Lichtprismen und Spiegeln

Die über zwei Stockwerke gehende Ausstellung begeistert mit jedem Bild, jeder Installation, jedem Effekt und jedem Raum den man betritt. Kleine wie große Kinder haben ihren Spaß bei den visuellen Erfahrungen, die man hier ganz spielerisch im Umgang mit Kunst macht und die Zeit vergeht wie im Fluge.

Mehr zum Thema optische Täuschungen gibt es in unseren Blogbeiträgen zu Victor Vasarely und ART Karlsruhe.

Zur Erholung nach dem aufregenden Nachmittag hatten wir erst mal einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt nötig. Auch letzterer mit seinen toll geschmückten Buden ist eine Reise wert, allerdings erst wieder zur nächsten Adventszeit. Unser nächster Blogbeitrag lässt hoffentlich nicht ganz so lange auf sich warten … wir bleiben dran!