AR im Park

AR im Park

AR im Park

NRW FORUM Düsseldorf

Hybrid Nature

Nach vollbrachter Arbeit auf der Apothekermesse ging es mit dem Rad den Rhein entlang und vorbei am Kunstforum NRW. Ein guter Ort um einen kurzen Stopp einzulegen. Und siehe da, gezeigt wird gerade die 2. Augmented Reality Biennale unter dem Titel „Hybrid Nature“. Dahinter versteckt sich eine Art Ostereiersuche im Düsseldorfer Ehrenhof und Hofgarten. Nur dass die Ostereier AR-Codes waren, Zehn an der Zahl im Park versteckt, und die Suchenden eher schon ausgewachsen sind.

Häuserblock mit Graffiti und öffentlichen Verkehrsmitteln davor

Ver-äpp-elte Realität

Zehn Medienkünstler wurden eingeladen die Natur um eine virtuelle Realität zu erweitern. Die Schnittstelle unserer realen und der digitalen Welt soll dabei erlebbar werden. Und die Natur humorvoll, kritisch und spekulativ erweitert werden. Und das ganze für 7,90 Euro mit einer Äpp, welche man sich aufs Händy lädt. Gesagt getan, sowas unterstützt man doch gerne. Und Kunst unter blauem Himmel kann man auch nicht jeden Tag erleben. Zudem interessiert es mich obendrein, da wir selbst schon einiges mit Augmented Reality experimentiert und umgesetzt haben.

Häuserblock mit Graffiti und öffentlichen Verkehrsmitteln davor
Häuserblock mit Graffiti und öffentlichen Verkehrsmitteln davor

Bugs auf digitalen Pflanzen

Die Qualität der gezeigten Arbeiten ist sehr unterschiedlich. Angefangen im digitalen Kleingarten über riesige Wesen und Quallen, die sich ganz federleicht um einen herumbewegen, bis zu Atompilzen, die über dem Rhein explodieren oder Plastikpflanzen, die aus unserem weggeworfenem Müll entstehen und sich kritisch mit den ökologischen Problemen unseres Planeten auseinandersetzen. Ganz Bug-frei ist die Äpp nicht, das eine funktioniert besser als das andere, hin und wieder macht ein Neustart Sinn. Aber Spaß macht es in jedem Fall durch den Park zu laufen und die Werke zu erleben!

Refik Anadol

Refik Anadol

Machine Hallucinations

Refik Anadol im Kunstpalast Düsseldorf

Refik Anadol
oder der Meister der Bildschirmschoner.

Stundenlang könnte man auf die sich ständig verändernden, bewegenden, schwappenden, wellenden Pixelwelten schauen und Zeit und Raum um sich herum vergessen. Wenn da nicht so viele andere Menschen im Museum wären, die zwar selten hierher kommen, aber eben auch die gigantischen, acht Meter hohen Videowalls mit den kräftigen Farben erleben wollen.

Generative Pixel-Landschaften auf einem Riesen-Screen

Was passiert da eigentlich?

Im Grunde visualisiert Refik Anadol Daten mit Hilfe von KI. Und da künstliche Intelligenz gerade in aller Munde ist, liegt er mit dem Thema auch ganz weit vorne und begeistert die Massen. Dabei ist alles gigantisch, die Datenmengen die er im WWW sammelt, die Rechnerleistung die er benötigt und nicht zuletzt dann die Präsentation seiner Werke.

Im kleinsten Fall auf riesigen Bildschirmen, im liebsten Fall — es ballert einfach am meisten – auf den lichtstarken LED-Videowänden. Oder wenn es noch größer sein soll auf ganzen Häuserwänden als Projektionen. Auf dem Handy fehlt definitiv die Wirkung, die man nur hier mit voller Wucht erleben kann. Wenn da nicht die ganzen Schaulustigen wären … Schade ist, dass die Ausstellung relativ überschaubar ist. Drei Bildschirme und zwei riesige Videowalls in zu kleinen Räumen. Am Ende, um die Ausstellung aufzuplustern ein Fernseher mit seiner TED-Präsentation aus dem Internet … naja. Irgendwas ist ja immer.

Museumsbesucher liegen vor einer riesigen LED-Wand mit abstrakten Pixelwelten

Und wer ist nun Refik Anadol?

Baujahr 1985. Studiert hat er Photographie, Video und Kunst in Istanbul und L.A. Dort unterrichtet er mittlerweile auch. Er verbindet über die KI Daten und Technik und verschmilzt sie zu Kunst.

Gemälde von Himmel mit Wolken und Sonnenschein
Landschafts-Gemälde mit sanfter Lichtstimmung auf Leinwand

Definitiv ein Erlebnis und ganz nebenbei ist im Erdgeschoss des Düsseldorfer Kunstpalast, ganz im Kontrast zu den bewegten Bildern, eine Ausstellung alter Meister mit Titel „Mehr Licht“. Ganz anders aber nicht minder begeisternd, was Caspar David Friedrich und Kollegen vor 200 Jahren schon auf die Leinwände gezaubert haben. Toll aufbereitet, also nicht aus Versehen daran vorbei stolpern. 

Wer hat mal wieder die Medientechnik gemacht? Na klar, unser Lieblingsmedientechniker LANG Medientechnik aus Mannheim:

Gerhard Richter

Gerhard Richter

Birkenau-Zyklus

Gerhard Richter

ZU BESUCH BEI GERHARD RICHTER

Immer wieder begeben wir uns in unsere Lieblings-Messe-Stadt Düsseldorf (vermutlich weil ich da überall mit dem Fahrrad hinfahren kann) und besuchen dort auch gerne die Kunstsammlung NRW, im aktuellen Fall das K21. Die Ausstellung dort wurde vom Künstler Gerhard Richter selbst konzipiert.

Betritt man die Räumlichkeiten, sieht man überraschenderweise Serien von kleinen, aktuellen Zeichnungen und nicht seine gewohnt großen Formate. Diese Zeichnungen haben alle das gleiche Format und hängen reihum in den Räumen, wie er auch gerne seine Ausstellungen im Atelier vorbereitet hat. Es handelt sich teilweise um übermalte Photos, Zeichnungen mit Bleistift oder Tusche und Kreide. Teils abstrakt, teils meint man Formen zu erkennen. Interessant!

Collageartiges Bild mit Fabriksgebäude und gelben Farbstreifen
Tuschezeichnung in Schwarz-Weiß
gerahmte Bilder in einer Reihe an der Wand

Birkenau-Zyklus

Begibt man sich in den letzten Raum der Ausstellung, steht man vor den eigentlichen vier Birkenau-Werken. Um genau zu sein zur linken Hand die vier Gemälde, gegenüber ein riesiger, grauer Spiegel und an der kurzen Wand dazwischen vier Photographien. Eine bewußt gewählte Anordnung.

vier große, abstrakte Gemälde sichtbar in einem Spiegel
Abstrahiertes, vielschichtiges Gemälde in Schwarz, Weiß, Rot und grün

Unmalbares Grauen

Seit 1961, nach seiner Flucht in den Westen, setzte sich Richter immer wieder mit dem Holocaust auseinander. Und erschuf Werke, die er dann wieder zerstörte. Er war nie zufrieden damit und hat das Thema als „unmalbar“ bezeichnet. 2013 hat er sich dem Thema wieder zugewandt. Vier Photos von jüdischen Häftlingen (eines sogenannten Sonderkommandos), die diese unter Lebensgefahr im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau aufgenommen haben, hat er zur Grundlage seiner Arbeit gemacht. Auch damit war nicht zufrieden und hat begonnen die Leinwände zu übermalen bis die eigentlichen abgemalten Bilder komplett verschwunden waren. Im Gegensatz zu seinen überwiegend kräftigen, farbigen, abstrakten Werken, sind diese schwarz-weiß mit wenigen roten und grünen (komplementären) Elementen. Er hat quasi seine realistischen Bilder komplett abstrahiert und somit in seine abstrakten Gemälde eingereiht. Für ihn war klar, daß man niemals die gesamte Grausamkeit aus den Konzentrationslagern darstellen kann.

Christo und Jeanne-Claude

Christo und Jeanne-Claude

Christo und
Jeanne-Claude

zu Renovierungszwecken verhülltes Gebäude

Zufall?

Wenn man von weitem auf den Kunstpalast Düsseldorf zukommt, sieht man, oh er ist eingerüstet und verpackt. Eine Renovierung im vollen Gange. Was würde also besser passen, als Christo, den Verpackungsexperten schlechthin zu präsentieren? Die Ausstellung im Kunstpalast war übrigens die letzte Schau, die der Meister eingeschnürter Objekte mitgeplant und freigegeben hat — vor seinem Tod Ende Mai 2020.

Mit ihrer monumentalen Kunst haben Christo und Jeanne-Claude, die kurioserweise am gleichen Tag das Licht der Welt erblickten, es geschafft die Massen zu begeistern. Was übrigens Christo selbst als „total irrational und sinnlos“ bezeichnete.

Wrap Up der Lebensgeschichte

In der Düsseldorfer Schau wird das Lebenswerk von Beginn an kurzweilig und plakativ gezeigt. Gepaart mit Werken anderer Künstler, die Einfluß auf das Schaffen hatten. Allen voran die Pariser Künstlergruppe „Nouveau Réalisme“ um Yves Klein, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle (um nur einige zu nennen). Christo war jedoch nie offizielles Mitglied. Inspiriert wurde er sicherlich auch von Man Ray, der zu Beginn der 20er Jahre schon verhüllte. Christo begann schon sehr früh zu zeichnen und besuchte Kurse, was zu einer begeisternden Qualität seiner Zeichnungen geführt hat. Einfluss hatte zuletzt auch die Malerei von Jean Dubufett und dessen plastische Darstellung von Oberflächen und Materialien.

In der Textilfärberei seines Vaters mußte Christo als Jugendlicher mit großen Stoffbahnen hantieren, welche ihn faszinierten und zum Zeichnen der Ballen animierten. In dieser Zeit inszenierte er auch Theaterstücke und bewies sein Organisationstalent. Er studierte in Sofia an der Akademie der Künste und auf seiner Flucht aus Bulgarien über Prag nach Paris auch ein Semester in Wien. Dort blieb er bis 1964, dann ging es nach New York.

Gemälde einer Kraterlandschaft in Grautönen
Ausstellungsraum mit Screens und einem großen Wandbild mit kuppelförmigen Häuschen
Eingepackte Zeitung als Kunstobjekt
Farbsiebdrucke einer verhüllten Gebäudes

Gemeinsame Projekte

In Paris verdiente Christo sodann seinen Unterhalt mit Porträts und lernte so auch Jeanne-Claude kennen. Hier begann er auch Alltagsobjekte zu verpacken und verschnüren. Er verhüllte alles: Zeitungen, Flaschen, Telefone, Autos — ein VW Käfer steht mitten in der Ausstellung — die Gegenstände werden durch die Verhüllung zu Skulpturen.

Jeanne-Claude, die Christo 1958 kennenlernte und mit ihr 1961 das erste gemeinsame Projekt begann, ist einerseits konzeptionell mit an den Werken beteiligt, aber auch ein Marketing- und Organisationstalent. Sie finanzierten alle Werke durch Arbeiten, die in den Entwurfsphasen entstanden sind und die Planung begeisternd darstellten. Sie haben weder Aufträge, noch Förderungen angenommen.

hartnäckig, langwierig und verrückt

Die monumentalen Projekte dauern alle über Jahre und erforderten beständiges und fortdauerndes Überzeugen von Ämtern, Politikern und Sammlern. Mit letzteren mußten die Millionen teuren Visionen ja umgesetzt werden. Im Grunde ermöglichte Crowdfunding die Umsetzung ihrer verrückten Ideen. Die Verhüllung des Berliner Reichtstags wurde über die Jahre insgesamt drei mal abgelehnt. Nachdem sie dann doch vom Bundestag genehmigt und 1995 Realität wurde, hat das Werk fünf Millionen Besucher angezogen. Ein gigantischer Magnet.

Bild vom verhüllten Reichstag in Berlin in einer Ausstellung
Zeichnung von gelben Schirmen verteilt in einer Landschaft
Weg durch orangefarbene Stofftore

24 Verhüllungen

Sie haben es zu Lebzeiten geschafft, 24 ihrer Projekte rund um den Planeten umzusetzen. 46 wurden abgelehnt. Zu den bekanntesten gehören die verpackte Küste in Australien, die verpackte Pont Neuf in Paris, die Sonnenschirme in Japan und den USA, der Berliner Reichstag, die orangefarbenen Tore im New Yorker Central Park, die schwimmenden Stege in Italien, und der verpackte Arc de Triomphe in Paris.

Weiß verhüllter Triumphbogen
Kunstinstallation mit 410.000 Ölfässer in der Wüste

Alle Ihre Werke waren temporär, das einzig bleibende soll „The Mastaba“ werden. 410.000 Ölfässer mitten in der Wüste — es wird immer noch versucht, es zu realisieren. Es bleibt also spannend!

Ob die „Verpackung“ des Kunstpalasts nun Zufall oder geschickte Planung war, haben wir nicht herausgefunden. In jedem Fall ist die Ausstellung mehr als sehenswert.

#christomoments

Illumination des Landtags

Illumination des Landtags

Illumination
des Landtags

Nordrhein-Westfalen wird 75

Operation Marriage

Die britische Besatzungsmacht gegründete 1946 das Bundesland Nordrhein-Westfalen und ernannte Düsseldorf zu seiner Landeshauptstadt. NRW wurde damals unter dem Projekt „Operation Marriage“ aus dem nördlichen Teil der Rheinprovinz, Westfalen und Lippe gebildet.

Im Jahr 2021 feiert NRW sein 75 jähriges Bestehen und zu diesem Anlass erstrahlt der Landtag in besonderem Glanz. Die beiden Medienkünstler Detlef Hartung und Georg Trenz kreierten die Illumination „rundum NRW“, die den Landtag an sechs Positionen beleuchtet. Zu Bestaunen war diese Lichtinstallation von 23. bis 29. August 2021 abends von 21 bis 24 Uhr.

Detailaufnahme einer Lichtinstallation mit Texten
Projektion von Texten auf Gebäude
Lichtinszenierung auf Regierungsgebäude
Detailaufnahme einer Lichtinstallation mit Texten

Wort und Raum

Das Künstlerduo arbeitet mit sich immer wieder neu formierender Typografie. Dafür verwendet werden Zitate, Texte aus Gedichten, Büchern, Liedern und Redewendungen. Die Texte interagieren mit der Architektur, auf die sie projiziert werden. Zusätzlich werden immer passend zum Thema die Lichtinszenierungen von Hartung | Trenz musikalisch untermalt.

Buchstabenexplosion am Dom

2018 haben wir bereits die Installation „dona nobis pacem“ von Hartung | Trenz an der Südfassade des Kölner Doms gesehen. Die Textanimation erinnerte an den Ersten Weltkrieg und dessen Ende vor 100 Jahren.

Girl with Balloon von BANKSY
Girl with Balloon von BANKSY

Technisch umgesetzt wurden beide Installationen von unserem langjährigen Medientechnikpartner Lang Medientechnik aus Mannheim.

Mehr zum Thema Lichtinstallationen finden Sie in unserem Blogbeitrag zu Ólafur Elíasson.