Zhanna Kadyrova
UNEXPECTED
Aufgefallen war uns das Plakat schon zwei Tage zuvor, aber wir hatten vier desinteressierte Amerikaner im Gepäck die nicht zu einer unerwarteten Kunstausstellung in der Tschechischen Philharmonie passten. Schließlich hatten wir aber die Zeit – die Amis sind shoppen – doch mal genauer zu schauen. Und so führte uns unser Weg ins Gebäude, „Rudolfinum“ genannt, und in die sich darin befindende gleichnamige Galerie. Mit kostenfreiem Zutritt. Die Hürde war also nicht besonders groß!
KRIEG!
Ungerecht
Auch Zhanna Kadyrova wird unerwartet zum Flüchtling. Im Dorf Berezovo in den Karpaten findet sie Zuflucht. Sucht nach Antworten, will weiterhin Kunst machen und damit ihr Land unterstützen. Sie will mit ihrer Kunst auf den Krieg und die große Ungerechtigkeit, die Land und Leute unerwartet heimsucht, aufmerksam machen.
Zerstörung so weit das Auge reicht
Wenn man die Ausstellung betritt, weiß man im ersten Moment noch nicht was einen erwartet. Da stehen weiße, geometrische Formen im Raum mit Schusslöchern, an den Wänden weiße und schwarze Kacheln, auch mit Schusslöchern und Rissen. Hmmm. Im nächten Raum rechteckige große Asphaltstücke — aus der Straße geschnitten mit Einschlaglöchern von Granaten. Es dämmert. Zeichnungen von Gesichtern daneben. In einem Raum im Raum liegen große Kiesel-Steine, in Form von Broten, davon Scheiben heruntergeschnitten. Diese „Brote“ verkauft Kadyrova um die Menschen in ihrer Heimat zu unterstützen.
Durchlöchert
Im nächsten Raum stehen die Namen von kulturellen Einrichtungen an der Wand, die durch den Krieg zerstört wurden. In einem weiteren Raum, dieser ist abgedunkelt, steht ein kleines Haus. Darin ein riesiger Kronleuchter. Hell erleuchtet. Das Licht fällt durch die von Einschüssen durchlöcherten Wände nach außen und hinterlässt sein Lichterspiel an der Wand. Schön schaurig, unerwartet.
Hoffnung
In einem weiteren Raum stehen Leuchtwände mit Bildern aus verlassenen Häusern, die einen erfassen, nicht nur durch das helle Leuchten. Verlassen, verwelkt, unerwartet. Doch dann, man geht weiter — es grünt! Kadyrova hat auf ihren Reisen durch die zerstörten und verlassenen Gebiete Pflanzen gesammelt, die es geschafft haben zu überleben. Ein Symbol. Auch unerwartet. Diese Pflanzen geben Kraft weiter zu hoffen, dass ein Ende des Krieges kommt und die Menschen wieder eine Perspektive bekommen. Hoffen wie es!
Unterstützenswert
Zhanna Kadyrova wurde 1981 in der Nähe von Kiew in der Ukraine geboren. Dort lebt und arbeitet sie zur Zeit. 1999 hat sie ihren Abschluss an der Staatlichen Taras-Schewtschenko-Kunstschule gemacht. Sie hat mehrere Kunstpreise gewonnen, auch in Miami, und vertrat auf der 58. Biennale in Venedig ihr unerwartet zerstörtes Land. Sehens- und unterstützenswert!